Runge

Runge
Rụn|ge 〈f. 19am Leiterwagen außen auf der Radnabe befestigter, senkrechter, bis zum oberen Rand der Leiter reichender Balken mit einer Haltevorrichtung, in der die Leiter hängt [<ahd. runga „Stange, Stemmleiste am Wagen“, got. hrugga „Stab“, eigtl. „Rundholz, Rundstab“; → Ring]

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Rụn|ge, die; -, -n [mhd., mnd. runge, urspr. wohl = Rundstab, zu Ring] (Fachspr.):
(bei landwirtschaftlichen und Lastfahrzeugen) seitlich an einer Ladefläche befestigte Stange, die als Halterung für Seitenwände od. als Stütze für längeres Ladegut (z. B. Langholz, Rohre) dient.

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Rụnge,
 
1) Carl David Tolmé, Mathematiker und Physiker, * Bremen 30. 8. 1856, ✝ Göttingen 3. 1. 1927; 1886-1904 Professor für Mathematik in Hannover, danach erhielt Runge das erste deutsche Ordinariat für angewandte Mathematik in Göttingen. Im Bereich der Physik trat Runge v. a. in seiner Hannoveraner Zeit durch Beiträge zur Spektraltheorie und durch spektroskopische Arbeiten hervor. Sein wichtigstes Arbeitsgebiet war die numerische Mathematik (Runge-Kutta-Verfahren).
 
 
G. Richenhagen: C. R. (1856-1927).
 
Von der reinen Mathematik zur Numerik (1985).
 
 2) Friedlieb Ferdinand, Chemiker, * Billwärder (heute zu Hamburg) 8. 2. 1795, ✝ Oranienburg 25. 3. 1867; war 1828-31 Professor in Breslau, danach Industriechemiker in Berlin und Oranienburg. Runge entdeckte die Alkaloide Koffein und Atropin und isolierte Anilin, Chinolin, Phenol, Pyrrol u. a. Verbindungen im Steinkohlenteer; damit wurde er zum Wegbereiter der modernen Teerfarbenchemie.
 
 3) Philipp Otto, Maler, * Wolgast 23. 7. 1777, ✝ Hamburg 2. 12. 1810; kam 1795 nach Hamburg in die kaufmännische Lehre. 1799-1801 studierte er an der Kopenhagener Akademie (J. Juel, N. Abildgaard) und 1801-03 in Dresden. Dort verkehrte er mit A. Graff, L. Tieck und Goethe und befasste sich mit den Schriften J. Böhmes, dessen Naturmystik Runges Vorstellungswelt entscheidend beeinflusste. Im November 1803 kehrte er nach Hamburg zurück. Nach ersten, noch klassizistisch geprägten Werken begann Runge 1802/03 an seinem Hauptwerk zu arbeiten, den »Vier Zeiten«; sie sind Symbole für die vier Tages- und Jahreszeiten, erfüllt von religiös-mystischen und frühromantischen Ideen. Erhalten sind die Entwürfe und Studien, nur der »Morgen« wurde als Gemälde ausgeführt (1. Fassung 1807, 2. Fassung 1808-09; beide Hamburg, Kunsthalle). In seinen Porträts verbinden sich ein übersteigerter Realismus und schlichte Innerlichkeit. Runge verfasste auch kunsttheoretische Schriften, in denen er sich v. a. mit der Farbenlehre und der Landschaftsmalerei auseinander setzte (»Farbenkugel, oder Construktion der Verhältnisse der Farben zueinander«, 1810). Für die Märchensammlung der Brüder Grimm schrieb er zwei plattdeutsche Märchen auf (»Vom Machandelboom« und »Von dem Fischer und syner Fru«, 1806); ferner schuf er Scherenschnitte. Neben C. D. Friedrich gilt er als Hauptvertreter der deutschen frühromantischen Kunst.
 
Weitere Werke: (alle Hamburg, Kunsthalle): Selbstbildnis (1802-03); Lehrstunde der Nachtigall (1. Fassung 1802-03 nicht erhalten, 2. Fassung 1804-05); Ruhe auf der Flucht nach Ägypten (1805-06); Die Hülsenbeckschen Kinder (1805-06); Die Eltern des Künstlers (1806).
 
Ausgaben: Hinterlassene Schriften, 2 Bände (1840-41, Nachdruck 1965); Briefe und Schriften, herausgegeben von P. Betthausen (1982).
 
 
J. Traeger: P. O. R. u. sein Werk (1975);
 H. Matile: Die Farbenlehre P. O. R.s (21979);
 C. Richter: P. O. R.. .. Werk-Verz. der Scherenschnitte (1981);
 T. Leinkauf: Kunst u. Reflexion. Unters. zum Verhältnis P. O. R.s zur philosoph. Tradition (1987);
 G. Dallmann: P. O. R.. .. bleib bewundernd stehen (1995);
 
P. O. R., Caspar David Friedrich. Im Lauf der Zeit, hg. v. A. Blühm, Ausst.-Kat. Van Gogh Museum, Amsterdam (Zwolle 1996).

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Rụn|ge, die; -, -n [mhd., mnd. runge, urspr. wohl = Rundstab, zu ↑Ring] (Fachspr.): (bei landwirtschaftlichen und Lastfahrzeugen) seitlich an einer Ladefläche befestigte Stange, die als Halterung für Seitenwände od. als Stütze für längeres Ladegut (z. B. Langholz, Rohre) dient.

Universal-Lexikon. 2012.

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